Fatigue-Sprechstunde: Basis-Informationen

Gemeinsam mit der Bayerischen Krebsgesellschaft e.V. (BKG) haben wir  2013 begonnen, in Bayern durch das Angebot von kostenlosen, ärztlich geleiteten Spezialsprechstunden eine flächendeckende Versorgungsstruktur für Krebs-Patient*Innen aufzubauen, die…

  • sich oft müde, erschöpft und energielos fühlen, und/ oder die
  • unter Gedächtnis- oder Konzentrationsschwierigkeiten leiden,  und/ oder die
  • sich schwer zu etwas aufraffen können bzw. seelisch verstimmt sind

Mittlerweile werden die Sprechstunden in 10 Städten angeboten. Damit ist das Ziel der flächendeckenden Versorgung in Bayern erreicht.Eine Übersicht über die Standorte finden Sie hier: TF-Sprechstunde_ Standorte.

Unser Leitmotiv können Sie hier nachlesen: Leitbild

KONZEPTIONELLE BASIS DER SPRECHSTUNDE
Bei der Konzeption der Sprechstunde und den kontinuierlichen Weiterentwicklungen / Updates  der Vorgehensweise  wurden von Anfang an außer den  aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen auch die jeweils verfügbaren Leitlinien berücksichtigt, z.B. die Tumor-Fatigue-Leitlinie des National Comprehensive Cancer Centers (NCCN), die Pan-Kanadische Leitlinie für Tumor-assoziierte Fatigue,  die S3-Leitlinie Müdigkeit der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin (DEGAM) und die Leitlinie Cancer-related Fatigue der ESMO (2020).  Natürlich wurden auch die Erkenntnisse aus anderen S3-Lelitlinien integriert. Da es zu Beginn des Projekts 2013 noch wenig Leitlinien zum Thema Tumor- Fatigue  gab, haben wir uns zusätzlich an der Vorgehensweise der Cancer-Fatigue-Clinic am MD Anderson Cancer Center orientiert.  Dazu kommen unsere Erfahrungen, die wir im Laufe der Jahre mit der Sprechstunde gesammelt haben.

ENTWICKLUNG DER TF-SPRECHSTUNDE 2013 BIS HEUTE
Im September 2013 wurde im  Rahmen eines Pilotprojektes (für das wir durch den Förderverein des Tumorzentrums Erlangen-Nürnberg eine Anschubfinanzierung erhalten haben)  die erste Fatigue-Sprechstunde angeboten. Sie fand in der Psychosozialen Krebsberatungsstelle Nürnberg der BKG statt, wurde von Dr. phil. Irene Fischer geleitet und kontinuierlich weiterentwickelt.  Nach und nach wurden die Standorte  auf 10 Psychosoziale Krebsberatungsstellen der BKG erweitert. Alle Sprechstunden laufen nach dem “Nürnberger Modell” in nahezu  identischer Form ab und werden seit 2015 von der Bayerischen Krebsgesellschaft finanziert. 2019 wurde die Nürnberger Sprechstunde aus methodischen Gründen einer Ärztin übertragen, so dass jetzt alle Sprechstunden von onkologisch und psychoonkologisch erfahrenen Ärzt*Innen durchgeführt werden. Alle Ärzt*Innen und die für die Fatigue-Sprechstunde zuständigen Psychoonkologinnen sind hinsichtlich TF geschult.

EVALUATIONSSTUDIE
Um unserem Ziel näher zu kommen, die Sprechstunden langfristig anbieten und  vielen Betroffenen zugänglich machen zu können,  führen wir seit Febraur 2022 eine Evaluationsstudie durch. Damit sollen Bedarf und Bewertung der Sprechstunde an allen 10 Standorten  systematisch analysiert werden. Die Studie wird vom Bayerischen Ministerium für Familie, Arbeit und Soziales gefördert (s. unter “Evaluationsstudie). Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie uns nach der Sprechstunde anonym (durch das Ausfüllen von 4 kurzen Fragebögen)  eine Rückmeldung darüber geben würden, ob Sie mit der Sprechstunde zufrieden waren, ob sie ihnen geholfen hat und was wir besser machen können. Sie würden künftigen Patienten damit sehr helfen.  Sie sind zur Studienteilnahme aber nicht verpflichtet.

INHALT UND ABLAUF DER TF-SPRECHSTUNDE
Da man aus vielen Gründen müde und erschöpft sein kann, ist eine genaue (Differential-) Diagnostik sehr wichtig. Unsere Vorgehensweise beinhaltet eine ausführliche Anamnese, für die wir eine modifizierte Version des Anamneseleitfadens der Deutschen Fatigue Gesellschaft verwenden. Dabei haben die Patient*Innen Gelegenheit, ausführlich über ihre Beschwerden zu sprechen und ihre Sichtweise darzulegen.  Die Anamnese wird durch diagnostische Fragebögen ergänzt, die von den Patient*Innen vor der Sprechstunde ausgefüllt werden.  Zusätzlich werden die Patienten gebeten, zur Einsichtnahme ihre Unterlagen mitzubringen (v.a. aktuelle Arztbriefe und Laborbefunde; welche Laborwerte benötigt werden, erfahren die Patient*Innen bei der Terminvereinbarung). Auf dem Ergebnis der Diagnostik aufbauend  erfolgt eine individualisierte Beratung, in der die Patient*Innen über Tumor-Fatigue, das Ergebnis der Diagnostik,  die für sie möglichen Maßnahmen und mögliche weitere Vorgehensweisen informiert werden. Zudem können die Patient*Innen bedarfsweise in den KBS psychoonkologisch und psychosozial begleitet werden, wir vermitteln geeignete Selbsthilfestrategien und sie können an  geeigneten Kursen der BKG  teilnehmen (z.B. Yoga, Qigong,  usw.). Eine Patientin hat das mal so beschrieben: “Alles ist unter einem Dach, man muss nicht von Pontius zu Pilatus laufen”.

Nach Möglichkeit soll die Sprechstunde  persönlich in der jeweiligen Psychosozialen Krebsberatungsstelle stattfinden, weil das viele Vorteile bietet.  Sollte eine persönliche Sprechstunde wegen CORONA nicht machbar sein, kann sie auch telefonisch oder online erfolgen. Bei persönlichen Sprechstunden müssen die aktuell gültigen Corona-Regeln eingehalten werden.

THERAPIE DER TUMOR-ASSOZIIERTEN FATIGUE 
Besprochen werden  medikamentöse und nicht-medikamentöse Therapien, für die in wissenschaftlichen Studien gezeigt wurde, dass sie  die Tumor-Fatigue verbessern können (sog. “Symptomatische Therapien mit Evidenz aus randomisierten, (placebo-)kontrollierten Studien mit Tumor-Fatigue als primärem Endpunkt,  Systematischen  Reviews und Meta-Analysen”).

Falls  Therapien erforderlich sein sollten, die mit dem Beratungsauftrag der BKG nicht vereinbar sind  (z.B. die Behandlung von anderen Erkrankungen, die zur Erschöpfung beitragen, medikamentöse Therapien, Akupunktur etc.)  werden die Patient*Innen gebeten, sich an ihren Arzt zu wenden. Sie erhalten dazu einen Bogen mit den dazu erforderlichen Informationen und selbstverständlich stehen wir für ärztliche Rückfragen gerne zur Verfügung.

VORAUSSETZUNG FÜR DIE TERMINVERGABE UND DAUER DER SPRECHSTUNDE
Die Sprechstunde ist kostenlos. Eine Überweisung ist nicht nötig und es erfolgt auch keine Abrechnung mit der Krankenkasse. Voraussetzung für einen Termin ist, dass Sie Krebs haben oder hatten und in Bayern  leben.  Planen Sie derzeit für die Sprechstunde ca. 90 Minuten ein. Bitte kommen Sie ca. 15 Minuten früher, damit Sie die diagnostischen Fragebögen ausfüllen  können. Details erfahren Sie bei der Anmeldung. Termine können Sie hier https://fatigue-forschung.de/aufbau-der-versorgungsstruktur/ vereinbaren

ZUSTÄNDIGE ÄRZT*INNEN UND PSYCHOONKOLOG*INNEN
Alle Sprechstunden werden ärztlich geleitet. Bei Bedarf kann ergänzend eine psychoonkologische / psychosoziale Unterstützung erfolgen. Die Namen der zuständigen Ärzt*Innen und der Psychoonkolog*Innen finden Sie auf der Seite “Standorte und Termine”
Alle Ärzt*Innen sind onkologisch und psychoonkologisch erfahren und haben gemeinsam mit den in der jeweiligen KBS zuständigen Psychoonkolog*Innen der BKG an einer umfangreichen Fortbildung zum Thema Tumor-Fatigue teilgenommen. Alle Beteiligten werden  kontinuierlich weitergebildet.

BETETILIGTE INSTITUTIONEN
Eine Übersicht mit den am Projekt beteiligten Institutionen und Personen finden Sie hier:  TF-Sprechstunde_ beteiligte Personen und Einrichtungen

BISHERIGE PUBLIKATIONEN UND VORTRÄGE ZUM SPRECHSTUNDENPROJEKT
Hier finden Sie eine Auflistung der bisher vorhandene Publikationen finden Sie bedarfsweise hier: https://fatigue-forschung.de/qualifikation/publikationen/