Therapie

Wenn im Rahmen der Diagnostik konkrete (Mit-) Ursachen für die Erschöpfung gefunden wurden (z.B. körperliche oder seelische Erkrankungen, bestimmte Medikamente)  sollten diese soweit möglich (besser) behandelt werden (= kausale Therapie). Zusätzlich oder immer dann, wenn keine Ursache ermittelt werden kann, kann man versuchen, das Symptom “Müdigkeit” direkt anzugehen.  Zu dieser sog. “symptomatischen Behandlung” der Tumor-assoziierten Fatigue stehen medikamentöse und nicht-medikamentöse Therapien zur Verfügung, deren Wirksamkeit in wissenschaftlichen Studien gezeigt wurde. Dazu gehören z.B. körperliche Aktivität, Qigong, Yoga, Musiktherapie, Lichttherapie, Ernährungstherapie, bestimmte Formen von Psychotherapie und in bestimmten Fällen auch Medikamente.

Die Aussagekraft von Studien kann sich sehr voneinander unterscheiden. Vorteilhaft ist es, wenn die Studien folgende  Merkmale aufweisen:

  • es ist eine  sog. “randomisierte, (placebo-) kontrollierte Studie”, also eine Studie, bei die Behandlung oder der Wirkstoff im Hinblick auf die Wirksamkeit mit einer Scheinbehandlung (Placebo) verglichen wurde
  • die Studie wurde mit dem Hauptziel durchgeführt, die Wirksamkeit der jeweiligen Therapie bei der Tumor-assoziierten Fatigue zu überprüfen. Man nennt dies “Tumor-Fatigue ist der primäre Studienendpunkt”.
  • in der Studie wurde gezeigt, dass die jeweilige Therapie die Tumor-Fatigue günstig beeinflussen kann, also wirksam ist
  • die Studie wurde zusätzlich  in systematischen Übersichtsarbeiten (wie z.B. Cochrane Reviews) und/ oder  Meta-Analysen beurteilt, d.h.unabhängige  Experten haben die  Qualität der jeweiligen Studie und damit ihre Aussagekraft hinsichtlich der Tumor-Fatigue bewertet
  • es gibt ausreichend Daten zur Pharmakologie, um z.B. Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten abschätzen zu können
  • die Therapie ist in Deutschland verfügbar
  • und wird im Idealfall auch in Leitlinien positiv beurteilt

In unseren Fatigue-Sprechstunden haben wir uns entschieden, nur solche Therapien vorzuschlagen, die alle diese Kriterien erfüllen, weil das für die Patienten die größtmögliche Sicherheit bedeutet – auch für den Geldbeutel. Um unsere Vorgehensweise fortlaufend an die aktuelle Studienlage anpassen zu können, führen wir regelmäßig Literaturrecherchen in den einschlägigen medizinischen Datenbanken durch.

Allerdings ist nicht jede Therapie für jeden Patienten geeignet, und manche sind aus ärztlicher Sicht sogar kontraindiziert. Welche Therapie für Sie in Frage kommt, hängt vor allem ab

  • vom Ergebnis der (Differential-) Diagnostik
  • von Ihrem Gesamtzustand
  • Ihrer Lebenssituation
  •  von Ihren individuellen Möglichkeiten und Interessen

Daher sind Therapieempfehlungen immer eine Einzelfallentscheidung, an der Sie beteiligt sein sollten. Die pauschale Empfehlung, von der Patienten manchmal berichten “Machen Sie ein bisschen Sport, dann wird das schon” ist in den meisten Fällen nicht ausreichend. Hingegen ist es sinnvoll, mehrere Therapieformen miteinander zu kombinieren. In der Tumor-Fatigue-Sprechstunde der BKG e.V. werden solche Therapien mit den Patienten besprochen und dann wird gemeinsam entschieden, was davon umgesetzt werden soll.

Aus der Fachliteratur gibt es ernstzunehmende Hinweise, dass die Therapie der Tumor-Fatigue möglichst frühzeitig beginnen sollte, weil damit das Risiko reduziert wird, dass die Beschwerden chronisch werden. Auch bei einer chronischen Fatigue kann man noch helfen, aber wie bei allen chronischen Gesundheitsproblemen  es ist dann schwieriger.